Hey Bear !
Katmai-Bären haben etwas mit ihren vielen Gästen aus der ganzen Welt gemeinsam.
Sie gehen gerne an den Strand.
Und der liegt genau parallel zu dem Weg, der zum Campingplatz führt.
Und da laufen jeden Tag Dutzende von Campern mehrmals am Tag hin und her -
nur wenige Meter vom Bärenstrand entfernt.
Da kann es schon einmal passieren, dass man einem Bären begegnet.
Am zweiten Abend treffen wir auf dem Weg auf eine Gruppe von Leuten, die sich nicht von der Stelle bewegen.
Alle schauen ganz gebannt Richtung Meer - oder besser gesagt - Richtung Bär.
Der ist nur ca. 10-15 Meter (33-49 ft.) entfernt und schaut ganz gebannt auf uns.
Wir haben ganz am Anfang in der Katmai School of Bears gelernt, dass wir immer viel Lärm machen sollen,
wenn wir unterwegs sind.
Am besten sollen wir die ganze Zeit "Hey Bear !" rufen.
Und genau das mache ich jetzt.
Nun schaut der Bär bloß noch gebannt auf mich.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das vielleicht keine so gute Idee war.
Bis vor kurzem dachte ich noch, dass erwachsene Grizzlys nicht auf Bäume klettern können.
Ich kann das eigentlich auch nicht.
Aber es wäre vielleicht eine Option gewesen, falls der Bär jetzt wirklich auf mich zukommen sollte.
Ich überlege fieberhaft, was ich jetzt machen soll.
Wenn der Bär daher kommt, sollte ich auf jeden Fall von den anderen weg gehen.
Die könnten mir eh nicht helfen und dann ziehe ich wenigstens keinen nicht mit rein.
Am liebsten würde ich die Zeit ein paar Minuten zurück drehen und den Schnabel halten.
Aber dazu ist es jetzt zu spät.
Keine Ahnung, was meinem vierbeinigen Gegenüber gerade durch den Kopf geht.
Oder was die anderen gerade denken.
Wahrscheinlich geht denen die Düse genau so wie mir - nur ohne das Gefühl, was Blödes gemacht zu haben.
Nach endlosen Schrecksekunden verliert der Bär das Interesse und geht einfach weiter - in die Richtung,
aus der wir gekommen sind.
Uns fällt allen ein Stein vom Herzen.
Außer mir selbst macht mir keiner Vorwürfe.
Ein Wanderer, der uns entgegen kommt, macht uns noch darauf aufmerksam, dass gerade noch ein anderer Bär
über den Weg gelaufen ist - ca. 50 Meter (164 ft.) hinter uns.
Langsam wird unser Alaska-Trip doch etwas abenteuerlich.
Und das sollte nicht die letzte aufregende Begegnung bleiben.
Ein Bär kommt selten allein
Beim nächsten Mal können wir allerdings nichts dafür.
Wir verhalten uns absolut korrekt und machen auf dem Rückweg von der Plattform an den Brooks Falls viel Lärm.
Ein Bär, der zu nah da war, reicht fürs erste.
Das wissen natürlich die Bären nicht.
Wir können schon die Ranger-Autos an der unteren Plattform sehen und sind froh, dass wir fast da sind.
Wir biegen um die letzte Kurve und stehen vor einem Grizzly-Weibchen mit ihrem Nachwuchs.
Das ist so ziemlich die gefährlichste Begegnung, die man mit Bären haben kann.
Nach einer kurzen Schrecksekunde atmen wir tief durch und drehen um.
Wir heben die Arme über den Kopf, um uns möglichst groß zu machen und treten den geregelten Rückzug an.
Los laufen sollte man in so einer Situation auf keinen Fall.
Das könnte beim Bären den Jagdinstinkt wecken und mit bis zu 50 km/h (31 mph) ist er auf jeden Fall schneller als wir.
Statt "Hey Bear !" rufe ich jetzt "Attention ! There is a bear in the aera ! Stop ! Go back !"
"A bear is right behind us coming your way !"
Oder irgendwas in der Art.
Natürlich hört mal wieder keiner auf mich.
Auf jeden Fall geht das junge Paar, das uns entgegen kommt, unbeirrt weiter.
Ich erkläre noch einmal etwas eindringlicher, dass sie stehen bleiben sollen, weil hinter uns der Bär los ist.
Die beiden sind Deutsche. Das macht es etwas einfacher.
Erklärungen in der Muttersprache sind nicht mehr nötig.
Die beiden Bären haben uns eingeholt und trotten nun gemächlich auf uns zu.
Also wandern wir zu viert zurück Richtung Brooks Falls - bzw. zu sechst. Die beiden Grizzlys sind auch noch da.
An einer Waldlichtung überlegen wir fieberhaft, was wir jetzt machen sollen.
Ich bin dafür, dass wir den Weg frei machen und die Bären vorbei lassen.
In Katmai haben Bären immer the right of way.
Die anderen sind dafür, dass wir zu den Brook Falls zurück gehen.
Dann hoffen wir mal, dass sich die Bärin an das Verbotsschild auf der Plattform hält und nicht hinter uns
die Treppe hoch kommt.
Bevor wir das noch endgültig ausdiskutiert haben, nimmt uns die Bärin die Entscheidung ab.
Sie macht den Weg für uns frei und lässt uns vorbei.
Scheinbar wollen die beiden zu ihrem Schlafplatz in den Wald.
Wir warten vorsichtshalber noch ein paar Minuten und gehen dann wieder zurück Richtung Brooks Lodge
und Campingplatz.
Auf der unteren Beobachtungs-Plattform erzählen wir einer jungen Rangerin aufgeregt die Story
von unserer Begegnung mit den beiden Bären.
Die Rangerin ist scheinbar noch aufgeregter als wir und unser Bericht
macht sie noch nervöser.
Wir können sie aber ein wenig beruhigen. Die Bären sind in den Wald gegangen.
Aber vielleicht sollten sie an der unteren Plattform auch so ein Schild anbringen
wie an den Brook Falls ?