Der Gang über die Grenze - Wir betreten eine andere Welt
Armes Mexiko! So nah an den Vereinigten Staaten und doch so fern von Gott!
Als wir die Grenze vom kalifornischen San Diego ins mexikanische Tijuana überqueren, wird uns bewusst, was dieser viel zitierte Ausspruch bedeutet. Hier in Niederkalifornien scheint die Zeit vor 100 Jahren stehen geblieben zu sein. Wir betreten eine andere Welt. Der Taxifahrer, der uns vom Flughafen San Diego für 40 $ plus Trinkgeld an die mexikanische Grenze gefahren hat, verweist uns auf einen alten Mann mit einem Gepäcktrolley, wie sie an Flughäfen üblich sind. Er würde uns und unser Gepäck über die Grenze bringen. Das Gepäck kommt auf den Trolley, die Krücken des alten Mannes auch. Ja, Sie haben richtig gelesen. Unser Gepäcktransporteur geht an Krücken ! Wenn er Gepäck transportiert, stützt er sich auf den Trolley. Mit uns durchqueren ganze Scharen von Mexikanern die Grenze, die aus dem gelobten Land in ihre Heimat zurückkehren.
Die Touristenkarte
Etwa in der Mitte der Grenze holen wir bei zwei Grenzbeamten unsere Touristenkarte ab. Hierzu füllt man einfach ein Formular aus, das in Spanisch und Englisch bedruckt ist und zahlt nebenan in der Bank 40 $ pro Person. Und schon hat man eine dreimonatige Aufenthaltserlaubnis für Mexiko. Klingt einfach. Ist es normalerweise auch. Wenn man weiß, wo die Bank ist. Angeblich zwei Häuser rechts von dem winzigen Einwanderungsbüro. Rechts ist alles Mögliche, u. a. auch ein Reisebüro, nur keine Bank. Und so beginnt unsere Odyssee in der Baja California. Als wir zum dritten oder vierten Mal an unseren freundlichen Grenzbeamten vorbei irren, erkennen Sie ihren Irrtum und weisen uns in die andere Richtung. Die Bank ist gefunden und wir können endlich unsere Touristenkarte erwerben.
Das Mietauto
Auf der anderen Seite werden wir sofort zu einem Taxi gewinkt. 2-3 Dollarnoten wechseln diskret von Taxifahrer zu Taxiwinker und wir fahren durchs nächtliche Tijuana zum Flughafen, wo unser Mietwagen auf uns wartet. 2001 war es noch fast unmöglich, mit einem amerikanischem Mietauto nach Mexiko zu fahren. Soweit wir wissen, ist das mittlerweile auch bei mehreren renommierten Anbietern möglich. Nach halbstündigen Formalitäten – hier wird noch alles von Hand gemacht – nehmen wir bei einsetzendem Regen und nach 23-stündiger Anreise unser Fahrzeug entgegen. Nachdem wir aus Deutschland kommen, bekommen wir auch das meist verkaufte Auto Deutschlands, einen VW Golf. Kein Problem.
Unsere Campingausrüstung hat im Kofferraum Platz, ein Reservereifen ist auch da. Was will man mehr. Einen Stadtplan vielleicht. Den hat unser Vermieter nicht, aber der Mitbewerber nebenan hat so was ähnliches. Viel genützt hat es nicht, aber irgendwie landen wir nach einstündiger Stadtrundfahrt doch in unserem noblen 45-$-Motel.
Die erste Nacht in der Baja California
Wir möchten lieber nicht wissen, wie hier die 20-30-$-Klasse aussieht. Hier haben wir nur laute Nachbarn. Es ist früher Abend – zu Hause ist es früher Morgen, genau gesagt 4:30 Uhr morgens. Wir haben also vor exakt 24 Stunden unsere Wohnung in Landshut verlassen. 24 Stunden, nur ein ganzer Tag – und schon sind wir da. Was will man mehr? Vielleicht schlafen. Im Flugzeug ist uns das kaum gelungen und wir können uns kaum noch auf den Beinen halten. Nur ist in diesem Etablissement außer uns scheinbar kein Mensch müde. Unsere Nachbarn reden angeregt miteinander. Und zwar nicht immer in Zimmerlautstärke. Nach 24 Stunden Anreise fast ohne Schlaf schläft man überall. Und so schlafen auch wir ein, in diesem furchtbar lauten Motel im entfernten Tijuana, Mexiko.