Das Leben in der Baja California
Den ersten Eindruck des Lebens in der Baja California vermittelt uns der alte gehbehinderte Mann, der bei der Anreise unser Gepäck über die Grenze transportiert. Hierzulande würde dieser Mensch Sozialhilfe erhalten und somit wäre wohl zumindest sein Lebensunterhalt gesichert.
Kinderarbeit
Eine ähnliche Erfahrung machen wir gleich am nächsten Tag beim Einkaufen. Diesmal ist es ein gehbehinderter Junge im schulpflichtigem Alter, der an der Kaufhauskasse unsere Einkäufe in Tüten verpackt und dann unseren Einkaufswagen zum Auto bringt. Wir schieben den Wagen dann selbst und helfen ihm auch noch auf dem Rückweg, den Wagen über den Bordstein zu hieven. Der erstaunte Blick des Jungen spricht Bände. Scheinbar ist vor uns noch nie jemand auf die Idee gekommen, hier behilflich zu sein. Wenig später steht unser junger Freund hinter uns im Kaufhaus-eigenen Schnellrestaurant. Er hat sich scheinbar mit uns die fehlenden Pesos für ein sehr spätes Mittagessen verdient. Er sitzt neben zwei weiteren Kindern, die offensichtlich auch im Kaufhaus arbeiten. Die Frage, warum hier ständig Kinder in Kaufhäusern Lebensmittel in Tüten packen anstatt in der Schule etwas fürs Leben zu lernen, drängt sich uns spätestens in dem Moment wieder auf, als wir vor dem Restaurant drei Mädchen in Schuluniform sehen, die sich fröhlich unterhalten und Süßigkeiten naschen.
Das Süd-Nord-Gefälle
Irgendwie bekommen wir das Gefühl nicht los, dass das Nachbarland der USA wirklich sehr weit entfernt von der westlichen Zivilisation ist. Wir erleben nicht nur die schönen Seiten der Baja California, die im Reiseführer und in Prospekten für amerikanische Touristen abgebildet sind – die Strände im Süden des Landes, die amerikanischen Ferienressorts an der Mex 1 entlang der Ostküste und die gepflegten Touristenorte im Süden. Wir durchfahren die Baja California in ihrer ganzen Länge. Wir reisen mit offenen Augen und kritischem Blick und lernen das volle Ausmaß des Süd-Nord-Gefälles kennen. Leider profitiert der unterentwickelte Norden mit seinen Wüsten nicht vom hoch entwickelten Süden mit seinen Bade- und Wassersportzentren, obwohl der Norden viel näher am Traumland USA liegt.
Manche Behausungen trotzen nur mit Mühe den Naturgewalten und es ist unvorstellbar, wie Menschen im 21. Jahrhundert so leben können. Den Lebensunterhalt verdienen sich viele, indem sie am Straßenrand oder zwischen den Autos Rosen, Zeitungen, Früchte und vieles mehr verkaufen. Ein Mann versucht sogar, zwischen den Autos Vögel zu verkaufen. Die Mutter des Kindes auf dem rechten Bild verkauft Süßigkeiten an Passanten.
Sicher werden wir auch nie die Frau vergessen, die inmitten des Touristenrummels in Cabo San Lucas neben den geparkten Autos auf dem Gehweg kniet und um Kleingeld bettelt. Es ist uns oft sehr schwer gefallen, diese Fotos zu machen. Es ist wohl auch eine Frage des Respekts vor der Würde der Menschen, die hier leben. Meistens hält sich jemand vor dem Haus auf und Fremde werden nicht gerne gesehen. Die wenigen Bilder, die das Elend der Menschen in der Baja California zeigen, haben wir mit einem sehr unguten Gefühl aufgenommen.
Das Müll-Problem
Oft sehen wir Menschen vor ihren Häusern ihren Müll verbrennen. Eine geregelte Müllentsorgung gibt es hier nur in Großstädten und Touristenorten. Entsprechend übel sieht es hier auch häufig am Straßenrand aus. Wer ein Auto hat, fährt seinen Müll eben weg und entsorgt ihn irgendwo in der Landschaft - nicht selten auch am Strand oder nur wenige Meter von einer der vielen Kapellen entfernt, die man hier überall am Straßenrand findet.
Nach dem Gebet wird der Müll entsorgt. Diese beiden Fotos sind an derselben Stelle aufgenommen
Autofriedhof mit Ausblick - Autowracks trifft man an den einsamen Stränden häufiger an als Touristen